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Koalition will queersensible Pflege in allen Bremer und Bremerhavener Einrichtungen fördern

Pflegeheime im Land Bremen für die Bedürfnisse queerer Senior*innen sensibilisieren – dieses Ziel verfolgt die rot-grün-rote Koalition mit einem neuen Antrag. Demnach fordert das Regierungsbündnis auf Initiative der Linksfraktion den Senat auf, einen entsprechenden Kriterienkatalog für Pflegeheime zu entwickeln und Fortbildungen zu queersensibler Pflege für Pflegekräfte zu fördern. Pflegeheime sollen zudem ihre Unterstützungskonzepte überarbeiten, die Wohn- und Betreuungsaufsicht die Einhaltung kontrollieren. Der Antrag wird in den kommenden Monaten in der Bürgerschaft debattiert werden.

Maja Tegeler, gleichstellungs- und queerpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE in der Bremer Bürgerschaft, kommentiert: „Pflegeheime in Bremen sind in der Regel auf die Bedürfnisse heterosexueller cis*Menschen ausgerichtet. Konkret kann das bedeuten, dass Herr oder Frau Soundso an der Zimmertür steht, dass gemeinsam genutzte Wasch- und Toilettenanlagen nur für zwei Geschlechter ausgewiesen sind. Es wird nach Kindern, Ehemännern oder Ehefrauen in Biografie-Gesprächen gefragt, über die Hormonvergabe bei trans*Menschen gibt es kaum Wissen. Solche Strukturen können für queere Menschen Stress bedeuten, der erwiesenermaßen krank macht, also einer erfolgreichen Pflege im Wege steht.

Queersensible Pflege ist selbst vielen Fachkräften in der Altenpflege noch kein Begriff. Das ist verständlich, schließlich war sie lange Zeit kein Thema in der Pflegeausbildung oder in den Unterstützungskonzepten von Pflegeeinrichtungen. Auch die staatliche Wohn- und Betreuungsaufsicht ist dazu noch nicht fortgebildet. Hier ist die Politik gefragt, deshalb gehen wir das jetzt an.

Auf mittlere Sicht wollen wir in allen Pflegeeinrichtungen im Land Bremen Standards für LSBTIQ*-sensible Pflege einziehen, die von zertifizierenden Stellen empfohlen werden. Wir wollen Einrichtungen dabei unterstützen, für queere Senior*innen attraktiver zu werden. Pflegekräften wollen wir hochwertige Fortbildungen zum Thema anbieten. Orientierung bietet uns Berlin. Das Land geht hier bereits mit einem Qualitätssiegel erfolgreich voran.“

Den Antrag der Koalitionsfraktionen „Förderung von LSBTIQ*-sensibler Pflege im Land Bremen“ finden Sie im Anhang der E-Mail.

Hintergrund

LSBTIQ* bezeichnet Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans*-, Inter*-, queere und non-binäre Personen. Im Land Bremen lebten im Jahr 2019 Schätzungen des Rat&Tat-Zentrums zufolge zwischen 7.200 und 14.400 LSBTIQ*-Senior*innen im Alter von über 65 Jahren, 1.450 bis 2.900 von ihnen könnten pflegebedürftig sein.