Tegeler: Pflegenotstand mit allen Kräften angehen!

In der Bürgerschaft wird heute die aktuelle Ausbildungssituation von Pflegekräften im Land Bremen debattiert. Grundlage für die Debatte ist eine Große Anfrage der Koalition zu diesem Thema, die auf eine Initiative der Linksfraktion zurückgeht.

Maja Tegeler, pflegepolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE in der Bremischen Bürgerschaft, erklärt dazu: „Viele Pflegekräfte arbeiten weiterhin unter großer Belastung, werden darüber oftmals krank und geben ihren Beruf auf. Menschen finden dann keinen Pflegeplatz oder Pflegedienst mehr, weil das Personal einfach fehlt. Wir müssen hier endlich mehr tun, um nicht sehenden Auges in eine ausgewachsene Pflegekrise zu laufen.

Auf Landesebene ist eine Stellschraube, um gegen den Personalmangel vorzugehen, die Ausbildung von Pflegekräften. In der Antwort auf unsere Große Anfrage wird deutlich, dass wir hier vor allem in drei Dingen Handlungsbedarf haben: Wir müssen mehr Menschen für die Pflegeausbildung gewinnen, das bedeutet auch den Pflegeberuf attraktiver zu gestalten. Daneben ist es notwendig, die hohen Abbruchquoten, die bei Fachkräften im Schnitt bei 30,5 Prozent liegen, zu reduzieren. Und es gilt deutlich mehr Lehrkräfte für die Pflegeausbildung zu gewinnen, damit künftig keine Ausbildungsgänge mehr ausfallen. Für all diese Punkte gibt es bereits Modellprojekte in Bremen, die dies adressieren.“

Um Ausbildungsabbrüche zu reduzieren, gibt es seit dem vergangenen Jahr beispielsweise die von der Arbeitnehmerkammer und dem Gesundheitsressort eingerichtete Beratungsstelle „Bleib dran an der Pflege“, die Auszubildende individuell berät und unterstützt. Ganz neu ist das Projekt „INGA Pflege“, welches ab 2025 ausländische Pflegekräfte bei der Anerkennung ihrer Berufsabschlüsse und dem Ankommen im Pflegeberuf und in Deutschland unterstützt.

„Es freut mich sehr, dass das Gesundheitsressort diese wichtigen Projekte auf den Weg bringen konnte“, sagt Tegeler. „Durch sie werden relevante Lücken geschlossen, um Ausbildungsabbrüche zu vermeiden. Wir müssen jedoch weiterhin daran arbeiten, Hürden für ausländische Fachkräfte und Zugewanderte abzubauen, die gerne eine Ausbildung in der Pflege machen wollen, um ihnen auch außerhalb von Modellprojekten den Weg in den Pflegeberuf so einfach wie möglich zu gestalten. Diese Hürden liegen im Aufenthaltsrecht: Ein Spurwechsel etwa von Asylverfahren in Aufenthaltserlaubnisse für Ausbildung und Arbeit muss möglich werden.

An dieser Stelle ist mir aber wichtig zu betonen, dass wir den Personalmangel in der Pflege nicht durch die massenhafte Anwerbung ausländischer Fachkräfte, die dann unter schlechten Bedingungen hier vor Ort arbeiten, bewältigen werden. Parallel müssen wir unbedingt auch die Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen von Pflegekräften so gestalten, dass die Menschen den Beruf gerne und gesund ausführen können – mit ausreichend Zeit für ihre Patient*innen und Pausen. Auch hier haben wir bereits einige Modellprojekte in Bremen gestartet, beispielsweise das bundesweit bisher einzigartige Projekt „Ich pflege wieder, weil…“, welches seit diesem Jahr im St. Joseph-Stift-Krankenhaus umgesetzt wird. Bei erfolgreicher Umsetzung wollen wir solche Projekte zukünftig auf weitere Einrichtungen ausweiten.“