Psychische Gesundheitsversorgung von Kindern und Jugendlichen besser und gerechter aufstellen!

Die Corona-Pandemie mit einhergehenden Schul- und Kita-Schließungen, die Klimakrise, Kriege: Kinder und Jugendliche sind durch gleich mehrere Krisen starken psychischen Belastungen ausgesetzt. Nach den neusten Ergebnissen der COPSY-Studie, welche in jährlichen Befragungen die Auswirkungen der Corona-Pandemie untersucht, stagniert der Anteil der psychisch stark belasteten Kinder und Jugendlichen derzeit bei rund 28 Prozent und liegt damit immer noch fast doppelt so hoch wie vor der Pandemie (15,3 Prozent). Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Verhältnissen sind dabei besonders betroffen.

Gleichzeitig stößt der gesteigerte Bedarf an psychischer Gesundheitsversorgung von Kindern und Jugendlichen im Land Bremen auf eklatante Versorgungsengpässe in der Praxis, wie aus einer heute veröffentlichten Antwort des Senats auf eine Große Anfrage der Koalition zu dieser Thematik hervorgeht. Sowohl auf eine ambulante Psychotherapie als auch auf eine stationäre Behandlung in einer psychiatrischen Klinik warten Kinder und Jugendliche demnach bis zu sechs Monate.

„Die extremlangen Wartezeiten auf eine psychotherapeutische Behandlung können erhebliche Auswirkungen auf die langfristige Gesundheit, die soziale Entwicklung und die Zukunftsperspektive betroffener Kinder und Jugendlichen haben. Dass insbesondere junge Menschen aus ärmeren Haushalten psychisch deutlich stärker belastet sind, ist ungerecht und nicht hinnehmbar. Es muss sich dringend etwas an der aktuellen Versorgungslage in Bremen und Bremerhaven ändern! Wir brauchen mehr Psychotherapeut*innen im ambulanten Bereich, um junge Menschen in Krisen aufzufangen und bestenfalls stationäre Aufenthalte zu verhindern“, fordert Maja Tegeler, gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke in der Bremischen Bürgerschaft.

„Die aktuelle Bedarfsplanung im psychotherapeutischen Bereich ist offenbar nicht geeignet, um eine gute und bedarfsgerechte Versorgung sicherzustellen“, konstatiert Tegeler. „Abhilfe würde eine Anpassung der psychotherapeutischen Bedarfsplanungs-Richtlinie auf Bundesebene schaffen, welche die Ampel-Koalition zwar versprochen, aber bisher nicht umgesetzt hat. Außerdem sollten Therapeut*innen stärker über das gesamte Stadtgebiet hinweg verteilt arbeiten, damit es in benachteiligten Stadteilen nicht mehr so häufig zu Versorgungsengpässen kommt. Die Bremer Kassenärztliche Vereinigung hat hier die Zügel in der Hand: Mit einer kleinräumigeren Bedarfsplanung als bisher kann sie die psychotherapeutische Versorgung gerechter gestalten.“

Um jungen Bremer*innen und Bremerhavener*innen helfen zu können, gelte es, auch die staatlich organisierte, niedrigschwellige und präventive Versorgungsinfrastruktur zur Stärkung und Förderung der psychischen Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und Familien in den Quartieren weiter auf- und auszubauen, erläutert Tegeler. Das Gesundheitsressort habe bereits einige Angebote auf den Weg gebracht, die sich bewährt hätten. Ein zentrales Projekt seien die regionalen Fachkräfte für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen (ReFaPs), welche Beratungs- und Informationsangebote vor Ort anbieten, um so frühzeitig zu helfen. „Mit diesem bundesweit bisher einmaligen Angebot ist Bremen Vorreiter und es freut uns sehr, dass mit dem neuen Haushalt die Verstetigung der ReFaPs aus Mitteln der Senatorin für Gesundheit geplant ist. Für den Ausbau schneller kommunaler Hilfe-Strukturen sind jedoch zusätzliche finanzielle Mittel notwendig. So könnten zusätzliche innovative niedrigschwellige Projekte, die sowohl bei der Prävention, als auch in der Nachsorge Versorgungslücken schließen, finanziell abgesichert werden“, betont Tegeler. „Auch wenn die Corona-Pandemie offiziell vorbei ist, haben wir zweifelsfrei noch immer mit ihren Folgen zu kämpfen!“

Hier finden Sie die Mitteilung des Senats.